* 14. November 1891 in Alliston, Kanada;
† 21. Februar 1941 in Neufundland
Frederick Banting war Arzt und hat zusammen mit Charles Best erstmals einen Menschen mit Insulin behandelt. Das hierfür verwendetet Pancrein (Insulin) wurde zwar schon 1916 von Nicolae Paulescu durch Aufarbeitung von Schlachtabfällen hergestellt und am 10. April 1922 vom Ministerium für Industrie und Handel in Rumänien unter der Patentnummer 6254 patentiert. Trotzdem erhielt Frederick Banting zusammen mit John James Rickard Macleod 1923 den Nobelpreis für Medizin. Bis heute ist er mit 32 Jahren der jüngste Medizinnobelpreisträger. Er war der erste Kanadier überhaupt, der einen Nobelpreis gewann. 1994 wurde er posthum in die Canadian Medical Hall of Fame aufgenommen.
Nach seiner Schulzeit in Alliston begann er an der University of Toronto ein Theologiestudium, wechselte aber bald das Fach und schloss 1916 sein Studium der Medizin ab. Sofort danach trat er in die kanadische Armee ein und diente während des Ersten Weltkriegs als Sanitätsoffizier in England und an der Frankreichfront, 1918 erlitt er eine Kriegsverletzung in Cambrai.
Nach dem Krieg kehrte Frederick Banting 1919 nach Kanada zurück und praktizierte als Arzt in London (Ontario). Er spezialisierte sich als Kinderarzt, arbeitete als Demonstrator für Chirurgie und Anatomie an der University of Ontario in Toronto. 1922 arbeitete er als Dozent für Pharmakologie an der Universität Toronto und graduierte zum Medical Doctor (M. D.). 1923 übernahm Banting den Lehrstuhl für medizinische Forschung und arbeitete als Konsulararzt in Toronto. 1932 wurde Banting zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Mit dem Kriegseintritt Kanadas 1939 meldete er sich zum zweiten Mal freiwillig zum Kriegsdienst.
Schon früh interessierte sich Banting für die Krankheit Diabetes mellitus. Er nahm die Forschungen von Bernhard Naunyn, Oskar Minkowski, Eugene Lindsay Opie, Edward Albert Sharpey-Schafer und anderen Wissenschaftlern auf, die vermuteten, dass der Diabetes durch einen Mangel eines hormonellen Proteins verursacht wird, das in den Langerhansschen Inseln der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Naunyn und andere glaubten, dass Insulin für die Regulation des Zuckerhaushaltes verantwortlich sei. Erste Versuche, das bei diabetischen Patienten fehlende Insulin durch den Verzehr von tierischen Bauchspeicheldrüsen zu ersetzen, misslangen aber, weil Insulin durch proteolytische Enzyme der Bauchspeicheldrüse zerstört wird.
Banting kam durch einen Artikel von Moses Baron auf die Idee, dass die Zerstörung des Insulins durch Trypsin verursacht werden könnte. Durch Zerstörung der trypsinbildenden Zellen gelang es Banting zusammen mit seinem Assistenten, dem Physiologiestudenten Charles Herbert Best (1899–1978), Insulin erstmals zu isolieren.
Fasziniert von der Idee, das Hormon, das von den Langerhans-Inselzellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) in das Blut abgegeben wird und den Zuckerstoffwechsel reguliert, zu entdecken, sprach Fred Banting bei dem Physiologen der Universität Toronto, John Macleod, vor. Das ominöse Hormon war ein seit Jahrzehnten ungelöstes Rätsel der Forschung.
Macleod erkannte rasch, dass ein Enthusiast vor ihm stand, der außer chirurgischen Grundkenntnissen nichts vorzuweisen hatte. Er fand Bantings Vorschläge zumindest interessant und stellte ihm ein Labor, zehn Versuchshunde sowie den 21-jährigen Studenten Charles H. Best als Assistenten zur Verfügung.
Am 17. Mai 1921 begannen die frischgebackenen Forscher mit der Arbeit und im Juni verreiste Macleod in den Sommerurlaub nach Schottland. Es zeigte sich, dass Banting seine chirurgischen Fähigkeiten überschätzt hatte: Die meisten Versuchshunde starben an Infektionen, Bantings Gefäßunterbindungstechnik war unzuverlässig und erst am 27. Juli konnte die Bauchspeicheldrüse eines Hundes entfernt werden. Die Drüse wurde zerkleinert, zu einem Extrakt verarbeitet und einem Versuchshund ohne Pankreas intravenös injiziert. Tatsächlich sank der Blutzuckerspiegel des Versuchstieres. Mit dem Pankreasextrakt von fünf weiteren Hunden gelang es, einen Hund ohne Pankreas fünf Tage am Leben zu erhalten. Da der Vorrat aufgebraucht war, kam Banting auf die Idee, einen Extrakt aus Bauchspeicheldrüsen von Kalbsembryonen aus dem Schlachthaus herzustellen. Mit diesem Extrakt blieb ein kranker Versuchshund 70 Tage am Leben.
Als Macleod am 21. September nach Toronto zurückkehrte, erkannte er die Tragweite der Experimente, beauftragte den Chemiker James Collip mit der Herstellung eines gereinigten Extraktes, und im Januar 1922 wurde erstmals ein schwer kranker Diabetiker damit behandelt: Der Zustand des Patienten besserte sich erheblich. Der zum damaligen Zeitpunkt fünfjährige Theodore Ryder, der ab Juli des gleichen Jahres von Banting behandelt wurde und damit zu den ersten Patienten zählte, starb 1993 im Alter von 76 Jahren und erreichte mit 70 Jahren Diabetes-Dauer den wahrscheinlich längsten dokumentierten Fall von andauernder Insulinbehandlung in der Medizingeschichte. Am 3. Mai 1922 wurden die Forschungsergebnisse aus Kanada in Washington vorgestellt, das Mittel zur Behandlung der Diabetes war entdeckt: Insulin.
1923 erhielten Banting und John Macleod für die Entdeckung des Insulins den Nobelpreis für Medizin. Banting war der erste Kanadier, der mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Der an der Isolierung von Insulin maßgeblich beteiligte Best blieb bei der Ehrung unberücksichtigt. 1934 wurde Banting vom britischen König George V. zum Ritter (baronet) geschlagen.
Quelle: Wikipedia