Leistungsorientierte Mittelvergabe in der Lehre
an der
Medizinischen Fakultät der
Westfälischen Wilhelms – Universität
Münster
Die Strukturqualität umfasst die Gesamtheit der materiellen und personellen Ressourcen sowie der gesetzlichen und organisatorischen Regelungen, die zur Erbringung der Lehre verfügbar sind und dieser einen Rahmen geben. Die in diesem Segment geschaffenen Konditionen sind maßgeblich entscheidend für die Bewältigung des operativen und administrativen Geschäftes, sowie für die strategische Handlungsfähigkeit der Institutionen im Bereich der Lehre. Allerdings ist eine Kompensation von Unterschieden dieser Rahmenbedingungen, wie z.B. der aktuelle Stellenschlüssel, nicht durch die zur Verfügung stehenden LOM-Mittel allein erreichbar. Die Ergebnisqualität stellt den Erwerb von Fachwissen, die Vermittlung wissenschaftlicher Arbeitsmethoden oder die Berufsbefähigung der Absolventen in den Mittelpunkt. Dabei gilt als Besonderheit des Bildungsbereiches hervorzuheben, dass die wesentliche Aspekte der Ergebnisqualität erst dann sichtbar werden, wenn die Lernenden die Hochschule bereits verlassen haben. Diesem Umstand ist es zu schulden, dass in der Regel keine belastbaren Daten dieser Qualitätsdimension zur Verfügung stehen. Selbst die landläufig als einzig „harte“ Parameter für eine Qualitätsbeurteilung des Ausbildungsprozesses angesehenen Ergebnisse der bundesweiten Staatsexamina stehen nach der Reform des Prüfungswesens im Zuge der 9. Novelle der Approbationsordnung nicht mehr zur Verfügung: Mit der Umstellung auf das so genannte „Hammerexamen“ gibt es keine Veröffentlichung mehr von fachspezifischen Ergebnissen für den Zweiten Studienabschnitt durch das Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) mehr, die für eine Institutsbezogene LOM verwendet werden könnte.. Die Prozessqualität umfasst sämtliche Interaktionen, die im Zuge einer Leistungserbringung stattfinden, sowie die Beziehungen zwischen Anbietern und Nutznießern. Hierzu kann man im Wesentlichen die inhaltliche und didaktische Gestaltung von Lehrveranstaltungen, sowie die Organisation der Prüfungen und die Gewährleistung einer adäquaten Studienberatung zählen. Als Messparameter dieser Qualitätsdimension kann die Akzeptanz der Ausbildungssituation bei den Studierenden mit herangezogen werden. Zu diesem Zweck ist das Online-Evaluations-Programm „EVALuna“ seit dem Wintersemester 2001/02 fest an der Fakultät etabliert. Mit einer durchschnittlichen Rücklaufquote von über 90 % aller an den Veranstaltungen teilnehmenden Studierenden, kann die Erhebung als ausreichen valide angesehen werden.Folgende Prämissen wurden als primäre Ziele einer Leistungsorientierten Mittelvergabe in Betracht gezogen:
Förderung der didaktischen Experimentierfreudigkeit. Zusätzlich zu einem Outcome-orientierten Verteilungsverfahren soll auch ein Förderinstrument zur Unterstützung (ex ante) von besonderen didaktischen Bemühungen und innovativen Lehr- und Lernexperimenten etabliert werden. Dem entsprechend erfolgt die Mittelvergabe an der Medizinischen Fakultät drei verschiedene Förderlinien:
I. Vorlesungen
Vorlesungen sind definiert als Veranstaltungen mit einem Betreuungsverhältnis von Dozent zu Studierenden von < 1 : 20.Für die Anerkennung als eigenständige Veranstaltung ist ein Mindestumfang von 10 akademischen Lehrstunden erforderlich.II. Seminare
Seminare sind definiert als Veranstaltungen mit einem Betreuungsverhältnis von Dozent zu Studierenden von >= 1: 20. Sie zeichnen sich durch hohe Interaktivität von Leiter und Seminarteilnehmern aus und dienen der Vertiefung und Anwendung von theoretischem Wissen. Für die Anerkennung als eigenständige Veranstaltung ist ein Mindestumfang von 2 akademischen Lehrstunden pro Studierenden(r) erforderlich.III. Praktika / Übungen / Bed-Side Teaching
Diese Veranstaltungsform ist definiert als Veranstaltungen mit einem Betreuungsverhältnis von Dozent zu Studierenden von >= 1 : 10.Die Unterrichteinheiten zeichnen sich durch praktisches Arbeiten der Studierenden unter Anleitung und Aufsicht des Dozenten an einem Modell, Präparat oder Patienten aus. Für die Anerkennung als eigenständige Veranstaltung ist ein Mindestumfang von 2 akademischen Lehrstunden pro Studierenden(r) erforderlich. In die Bewertung des zu Grunde liegenden Betreuungsverhältnisses einer Veranstaltung finden studentische Hilfskräfte keine Berücksichtigung.
Jedes verantwortliche Institut / Einrichtung kann je Kategorie jeweils nur eine Veranstaltung pro Semester geltend machen. Eine Auskopplung von Einzelthemen aus einer zusammenhängenden Veranstaltung ist nicht möglich.
In die Wertung gehen ausschließlich Veranstaltungen ein, die Bestandteil des Curriculums der Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät sind.
Der zur Verfügung stehende Betrag wird auf die 3 Kategorien wie folgt ausgeschüttet:
Kategorie 1 (Vorlesungen): 17 Prozent
Kategorie 2 (Seminare): 27 Prozent
Kategorie 3 (Praktika ): 56 Prozent
Pro Kategorie wird ein Ranking auf der Basis der Studentischen Evaluation erstellt. Hierfür werden die Mittelwerte aus den Evaluationsergebnissen zweier aufeinander folgender Semestern, in denen die Veranstaltung angeboten wurde, herangezogen.
Es werden ausschließlich Veranstaltungen berücksichtigt, deren Ergebnis besser oder gleich dem Fakultätsdurchschnitt ausgewiesen ist.
Für diese erhalten die jeweils verantwortlich zeichnenden Einrichtungen einen Sockelbetrag von 500 € für eine Vorlesung und 1000 € für ein Seminar, bzw. ein Praktikum.
Der verbleibende Betrag wird auf die zu berücksichtigen Veranstaltungen in gestaffelter Form nach Rankingplatz vergeben, so dass der Differenzbetrag zwischen zwei Rankingplätzen jeweils gleich ist.
Die Ausschüttung erfolgt über die Stabsstelle Evaluation der Medizinischen Fakultät.